Gewalt ist mehr

Mit freundlicher
Unterstützung

Psychische Gewalt hinterlässt Narben, die oft niemals heilen.

Während körperliche Gewalt blaue Flecken hinterlässt, sind die Folgen psychischer Gewalt nicht direkt sichtbar. Psychische Gewalt hat eine ähnliche Auswirkung, wie körperliche Gewalt und begleitet die Kinder und Jugendlichen ihr Leben lang. Lassen Sie uns gemeinsam ein Bewusstsein für psychische Gewalt schaffen. Denn sie ist allgegenwärtig.

Was ist
psychische Gewalt?

Psychische Gewalt liegt vor, …

…wenn Kinder gedemütigt oder verletzt werden

„Das habe ich dir doch schon dreimal gesagt!“
„Du machst alles falsch!“
„Aus dir wird nie was!“

…wenn Kindern ständig mit dem Verlassen, Körperschädigungen oder anderen üblen Folgen gedroht wird

„Wenn du nicht mitkommst, dann gehe ich ohne dich!“
„Gleich setzt es was!“
„Wenn Du nicht sofort aufhörst, gehst du heute ohne Essen ins Bett.“

…wenn das Kind angeschwiegen wird, mit ihm dauerhaft nicht geredet wird oder es nicht angeschaut wird

„Ich wollte Mama etwas fragen, aber sie war immer noch sauer und hat so getan, als wäre ich gar nicht da.“

…wenn Kinder ihre Freundinnen und Freunde nicht treffen dürfen, sondern zu Hause isoliert werden

„Du hast 2 Wochen Hausarrest!“

…wenn an Kinder dauernd übertriebene Anforderungen gestellt werden, die das Kind überfordern

„In einer halben Stunde muss die Küche tipp-topp aussehen. Sonst darfst du deine Serie nicht gucken.“

…wenn das Kind extremem Leistungsdruck ausgesetzt ist

„Es war ja klar, dass du wieder eine Vier nach Hause bringst. So wird aus dir nie eine Ärztin!“

…wenn Kinder Zeugen elterlicher Partnergewalt werden, auch ohne selbst direkt Misshandlungen zu erleben

„Mama und Papa haben sich angeschrien und ich hatte so Angst, dass Papa Mama wieder schlägt.“

Illustration von drei Kindern mit geneigten Kopf

Welche Folgen hat psychische Gewalt?

Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Kinder und Jugendliche, die psychische Gewalt erlebt haben, Probleme in der Entwicklung oder Bindungsaufbau haben können. Kinder haben zum Beispiel ein geringeres Selbstwertgefühl, sie trauen sich selbst wenig zu und fühlen sich häufig wertlos. Manche Kinder imitieren das gewaltvolle Verhalten, beleidigen, bedrohen andere Kinder.

Jugendliche haben Schwierigkeiten beim Erwachsen werden. Es fällt ihnen schwer, Bindungen und Beziehungen aufzubauen.

Nicht selten leiden diese Kinder und Jugendliche bis ins Erwachsenenalter unter Depressionen oder Angstgefühlen. Sie sind weniger belastbar, stressanfällig und haben Schwierigkeiten, ihr Leben und die Herausforderungen zu meistern.

Was hilft gegen elterliche, psychische Gewalt?

Wenn Sie psychische Gewalt erfahren haben oder erfahren, Hilfe brauchen, können Sie sich immer an die Beratungshotlines, wie die Nummer gegen Kummer oder den Beratungsstätten, wie Familien-, oder Kinder- und Jugendberatungen wenden.

Unsere Tipps gegen psychische Gewalt im Alltag:

Rausgehen

Wenn nichts mehr geht, Sie merken, Wut und Stress übermannen Sie, dann hilft es aus der Situation rauszugehen. Das elterliche Gehirn hat in dieser Zeit die Möglichkeit etwas herunterzufahren und sich zu „resetten“.

Durchatmen

Das Kleinkind schreit, überall liegt Spielzeug – im Alltag möchten Eltern gerne mal laut schreien. Das verunsichert Kinder, denn der Gefühlsausbruch der Eltern signalisiert, hier ist etwas ganz und gar nicht in Ordnung.
Unser Tipp: Zählen Sie von Fünf rückwärts bis Null und atmen tief durch.

Perspektive wechseln

Stress, Überforderung oder Sorgen. Die Gründe für psychische Gewalt können vielfältig sein. Niemand kann immer alles leisten. Verändern Sie den Fokus, konzentrieren Sie sich auf Ihr Kind.

Über Kinder informieren

Es ist sehr hilfreich, sich über die Entwicklungsstufen von Kindern und Jugendlichen zu informieren. Wenn der Wutanfall des Kleinkindes oder das „Ist-mir-Egal“-Gesicht des Teenagers als eine altersgerechte Reaktion verstanden wird, lässt sich vieles leichter aushalten.

Selbstfürsorge

Verständnis und Geduld haben Menschen nur, wenn sie Zeit haben Ressourcen aufzufüllen. Gehen Sie achtsam mit sich um und gönnen Sie Zeit für sich.

Hilfe holen

Reden hilft. Reflektion auch und manchmal braucht es einfach die Tipps vom Profi. Eine mögliche Hilfestellung gibt es zum Beispiel im Elternkurs Starke Eltern – Starke Kinder®. Sie können sich auch anonym Unterstützung bei Beratungshotlines, wie der Nummer gegen Kummer holen. Denn Hilfe holen ist mutig und Fehler machen einfach nur zu menschlich.

Heißt das, ich darf keine Grenzen setzen?

Ihr Kind meckert und ist schlecht gelaunt und das an jedem Morgen. Die ganze Familie reagiert darauf und es herrscht regelmäßig Gewitterstimmung. Es ist völlig in Ordnung, wenn Sie Grenzen aufzeigen und artikulieren, dass Sie von „etwas genervt“ sind. Grenzen sind für eine kindgerechte Entwicklung wichtig. Manchmal hilft aber auch die Suche nach einem Auslöser für ein Verhalten.

Hilfeangebot

Elternkursangebot Starke Eltern – Starke Kinder

Sie möchten wissen, wie eine Erziehung, die ohne psychische Gewalt auskommt, im Alltag aussehen kann? Sie wünschen sich Unterstützung und Austausch? Starke Eltern – Starke Kinder ist ein Kursangebot, das Eltern dabei unterstützt, ihre Kinder gewaltfrei und mit Respekt zu erziehen. Die Grundlage des Elternkurses sind die Kinderrechte und das Modell der anleitenden Erziehung, das in der Fachliteratur auch autoritativer Erziehungsstil genannt wird. Wenn Sie sich für eine Teilnahme an einem Elternkurs interessieren, informieren Sie sich bei Ihrem Kinderschutzbund vor Ort. Nähere Informationen finden Sie auch auf www.sesk.de.

Familienberatung und Familientherapie

unterstützen Kinder, Jugendliche, Eltern und Familien in allen Fragen rund um die Entwicklung des Kindes, die Erziehung und die familiären Beziehungen.

Telefonische Anmeldung über das Sekretariat
Tel. 0221 / 5 77 77 – 0

Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag 9 bis 13 Uhr und 15 bis 17 Uhr Freitag 9 bis 13 Uhr, Termine nach Vereinbarung, auch außerhalb dieser Zeiten.

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